Johann Joachim Quantz, Potsdam, ca. 1745
Ebenholz oder Grenadill mit zwei Silberklappen
Kopfstück mit Stimmzug und Korkschraube
392 / 405 / 415 Hz
Foto: Ulrich Ehret
Johann
Joachim Quantz
(1697-1773) war Flötenvirtuose,
Komponist und Flötenlehrer Friedrichs
des Großen. Sein 1752 erschienener „Versuch
einer Anweisung die Fllöte traversière zu spielen“ gehört
bis heute zu den wichtigsten Lehrwerken für Flöte und steht in einer
Reihe mit C.P.E. Bachs Klavierschule und Leopold Mozarts Violinschule.
1739 fing Quantz an, selbst Flöten nach seinen Vorstellungen „zu bohren und abzustimmen“, wie er in seinem Lebenslauf schreibt. Heute sind noch acht seiner Instrumente erhalten. Grundlage für meine Kopien ist ein hervorragend erhaltenes Instrument, das Quantz für seinen Schüler Friedrich den Großen gebaut hat. Es befindet sich heute im Musikinstrumentenmuseum in Berlin.
Quantz‘ Musikgeschmack galt zwar als eher konservativ, bei der Konstruktion seiner Flöten war er aber durchaus experimentierfreudig. Mit ihrer extrem weiten Bohrung unterscheiden sich die von Quantz gebauten Instrumente deutlich von den zu seiner Zeit üblichen Flöten. Mit der Einführung von Stimmzug und Korkschraube setzte er neue Standards im Flötenbau. Seine separaten Klappen für Dis und Es wurden zwar später von Tromlitz aufgegriffen, konnten sich aber auf Dauer nicht durchsetzen. In der Regel hat Quantz seine Instrumente mit fünf Mittelstücken (ca. 392-415 Hz) und zwei Kopfstücken mit unterschiedlich großen ovalen Mundlöchern ausgestattet.
Die meisten Flötisten haben wahrscheinlich Quantz‘ „Versuch“ gelesen, doch wie der „helle, schneidende, dicke, runde, männliche, doch dabey angenehme Ton“ tatsächlich klingen soll, wird erst mit einer Quantz-Flöte wirklich greifbar. Sehr schnell wird deutlich, warum Quantz den Klang der Flöte eher mit der Altstimme als mit dem Sopran vergleicht. Besonders in der tiefen und mittleren Lage ist der Klang herrlich voll und rund. Wie Quantz selbst schreibt, kommt es aber bei den Tönen oberhalb des e‘“ auf einen guten Ansatz an, damit die Töne sicher ansprechen. Da die Flöte ausgesprochen gut „spricht“, lassen sich Quantz‘ Artikulations-anweisungen (ti-ri, di-ri, did‘ll...) mit diesem Instrument erstaunlich leicht umsetzen. So erweist sich die Kombination von Flötenschule und Instrument für Flötisten (und natürlich auch für Flötenbauer...) als ausgesprochen spannend!
Erstaunlicherweise ist die Flöte trotz ihrer weiten Bohrung problemlos mit allen Mittelstücken zu spielen. Bei der Verwendung der kürzeren Mittelstücke führt allerdings das sehr lange Fußstück zu Problemen mit dem tiefen d. Ein Registerfuß schafft hier Abhilfe, obwohl Quantz selbst von dieser Erfindung nicht überzeugt war. Natürlich ändert sich bei der Verwendung der verschiedenen Mittelstücke auch der Klang der Flöte. Das Spektrum reicht von einem satten, dunkelen Ton bei 392Hz bis zu einem sehr brillianten und direktem Ton bei 415Hz. Eine besonders ausgewogene Ballance zwischen Klangfülle und Flexibilität lässt sich mit dem Mittelstück für 405Hz erreichen.
Für die Zierringe und die Kappe verwende ich ein neues, für meine Werkstatt entwickeltes Material. Mit seiner sehr hohen Dichte hat es ähnliche physikalische Eigenschaften wie echtes Elfenbein.
Fridtjof Aurin Traversflöten Düsseldorf
Klangbeispiel:
Fantisek Benda
Flötenkonzert e-moll
Allegro con brio
Marten Root
Traverso nach J.J.Quantz, 415 Hz
De Nieuwe Philharmonie Utrecht